Köln: 22.–23.05.2024 #polismobility

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WIE MOBILITÄT UND SMART CITY EINANDER FORMEN

VERNETZT UND KOMBINIERBAR

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Zwischen Mobilität und Smart City gibt es eine Art Wechselwirkung, sagt Christian U. Haas. Die Transformation der Mobilität wird entscheidend geprägt vom strukturellen Wandel zur Smart City und andersherum.

Christian U. Haas

CHRISTIAN U. HAAS ist Chief Executive Officer der PTV Group. Er verfügt über 20 Jahre internationale Führungserfahrung in der Software- und Technologiebranche. Haas war zuvor u.a. Executive Vice President Europe bei FIS, einem der weltweit führenden Anbieter von Finanztechnologie-Lösungen. Haas begann seine Karriere bei Dresdner Kleinwort Benson und der Deutschen Bank.

Daniel Boss Im Gespräch mit Christian U. Haas, CEO bei der PTV Group

Herr Haas, Corona hat die Mängel einer digitalen Infrastruktur schonungslos offengelegt – haben wir überhaupt die nötigen Grundlagen für Smart Cities?

Deutschland hat in vielen Bereichen Nachholbedarf, was die Digitalisierung angeht. Ein Beispiel ist der Ausbau des 5G-Standards – das muss wesentlich schneller gehen. Die intelligente Nutzung von Daten ist elementar, um Städte smart zu gestalten. Das gilt im Besonderen für den Bereich Mobilität – und zwar nicht nur für neue Technologien wie das autonome Fahren, sondern vor allem auch darum, das immer komplexer werdende Mobilitätsökosystem zu verstehen und zu managen. Gute Impulse kommen da vom Mobility Data Space, der vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr gefördert wird. Es handelt sich dabei um eine Plattform, auf der alle Arten von Mobilitätsdaten, wie etwa Karten, Wetter- und Infrastrukturdaten, bereitgestellt und vernetzt werden. Der Datenraum ist ein echter Meilenstein, an dem wir uns von der PTV Group natürlich ebenfalls aktiv beteiligen. Wir brauchen solche Initiativen und eine intensive Zusammenarbeit zwischen dem öffentlichen und privaten Sektor, um Innovationen schneller voranzutreiben.

Wie sieht es mit den vielzitierten Fachkräften aus: Haben wir die personellen Ressourcen?
An schlauen Köpfen mangelt es Deutschland nicht. Die PTV Group ist beispielsweise in Karlsruhe ansässig, hier sitzen zahlreiche innovative Tech-Firmen. Meiner Meinung nach ist es aber wichtig, junge Menschen und ihre Ideen noch besser zu fördern. Wir haben aus diesem Grund im vergangenen Jahr ein Incubator- Programm gestartet, um Innovationen im Bereich Mobilität und Transport zu unterstützen.

Bitte füllen Sie das Buzz Word mit Leben: Wie funktioniert eine Smart City konkret?
Im Mittelpunkt der Smart City stehen die Menschen. Um ein lebenswertes, nach den Bedürfnissen der Bürger:innen ausgerichtetes urbanes Umfeld zu schaffen, gilt es, moderne Technologien in den verschiedenen Bereichen Energie, Mobilität, Stadtplanung, Verwaltung und Kommunikation so zu verknüpfen, dass Prozesse effizienter ablaufen und Ressourcen geschont werden. Erst wenn Lösungen und Maßnahmen ineinandergreifen, können sie ihr volles Potenzial entfalten. Eine intelligente E-Mobilitätsstrategie beispielsweise braucht Anknüpfungspunkte an das smarte Stromnetz. Digitale Informationen müssen vernetzt und kombinierbar sein, Daten in einheitlichen Formaten zur Verfügung stehen. Data Lakes oder Datenpools sind hier das Stichwort. Es braucht eine integrierte Strategie, die zentral geplant und gesteuert wird.

Welche Rolle spielt die Mobilität in der Smart City?
Mobilität ist seit jeher eine wichtige Triebkraft von Fortschritt. So ist der kontinuierliche und effiziente Strom von Menschen und Gütern eine zentrale Lebensader der Smart City. Dabei gibt es eine Art Wechselwirkung: Die Transformation der Mobilität wird entscheidend geprägt vom strukturellen Wandel zur Smart City und andersherum. Digitale Infrastruktur und Vernetzung, die Nutzung von Daten und künstliche Intelligenz – all das beeinflusst, wie sich die Mobilität, neue Services und Technologien entwickeln und dies formt wiederum das intelligente Stadtbild.

Was müssen die Kommunen jetzt tun, um sich entsprechend aufzustellen?
Eine integrierte Smart-City-Strategie ist das Schlüsselelement. Das beinhaltet auch den rechtlichen Rahmen, um sicherzustellen, dass die gesammelten Daten stets sicher sind und genutzt werden dürfen. Städte wie London oder Wien, die immer wieder die Smart-City- Rankings anführen, verfügen zudem über zentrale Entscheidungsinstanzen, die die Umsetzung der Strategie über die verschiedenen Bereiche hinweg steuern. Generell halte ich es für wichtig, dass sich Städte und Kommunen intensiv mit Smart-City-Lösungen auseinandersetzen. Im Bereich Mobilität ist es heute wichtiger denn je, das komplexe System aus verschiedenen Modi, Services und Betreibenden zu verstehen und es aktiv zu orchestrieren. Digitale Zwillinge von Städten und Simulationen sind dabei wichtige Werkzeuge. Sie helfen Entscheidungsträger:innen dabei, sich im virtuellen Umfeld auf solche neuen Technologien und Services vorzubereiten.

In welcher Hinsicht dient eine solche Transformation auch der Nachhaltigkeit?
Natürlich dient diese Transformation auch den Klimazielen. Mehr noch, sie wird durch den Kampf gegen den Klimawandel genauso wie eine veränderte Grundeinstellung der Bürger:innen zum Thema Nachhaltigkeit angetrieben.