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Kiel entscheidet sich für eine neue Straßenbahn

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In Kiel werden die Planungen für ein neues Straßenbahnnetz konkret. Nachdem der frühere Tram-Train-Plan 2015 beendet wurde und das Büro Ramboll ein grobes Betriebskonzept ausgearbeitet hatte, stimmte eine große Mehrheit im Rat für die Umsetzung.

Eine der geplanten Endhaltestellen am Rungholtplatz in Kiel-Suchsdorf.

Eine der geplanten Endhaltestellen am Rungholtplatz in Kiel-Suchsdorf. Die Rasengleise waren einer der entscheidenden Pluspunkte für die Tram. © Landeshauptstadt Kiel

Seit dem 17. November 2022 stehen die Weichen in der Landeshauptstadt Schleswig-Holsteins Richtung Tram. Die dortige Ratsversammlung hat fast einstimmig beschlossen, ein völlig neues stadtweites Straßenbahnnetz aufzubauen. Am Trassenkonzept mit insgesamt 35,8 km Länge, drei Linien und einem Verstärker arbeitete das Büro Ramboll seit Oktober 2020. Zur Entscheidung stand, ob eine Straßenbahn oder ein Bus-Rapid-Transit-System (BRT) mit Obussen gebaut werden sollte. Letztlich folgte man dem Gutachten, das die Tram als wirtschaftlicher einschätzte und die Förderung durch den Bund hervorhob. Gegen das BRT-System, das mit mehr und kleineren Fahrzeugen auch einen dichteren Takt ermöglicht hätte, sprach auch der größere Bedarf an versiegelten Flächen im Straßenraum. Impulse für die Planungen kamen aus den Masterplänen Mobilität und Klimaschutz, nach denen der Anteil des ÖPNV am Modal Split von bisher 10 % der Wege deutlich erhöht werden soll. Mit der Fertigstellung des ersten Streckenabschnitts wird frühestens 2033 gerechnet.

Insgesamt ist Kiel damit die erste Stadt seit Langem in Deutschland, die sich für ein neues Straßenbahnsystem entscheidet: Die 1997 eröffnete Regiotram im Saarland ist derzeit das jüngste Netz in Deutschland, zuletzt waren Planungen in Aachen 2013 und Wiesbaden 2020 durch Bürgerentscheide verhindert worden. In Kiel gibt es jedoch einen breiten Rückhalt in der Stadtgesellschaft: Quasi seit der Einstellung des alten Straßenbahnnetzes im Jahr 1985 gibt es Pläne, in Kiel wieder elektrischen Nahverkehr einzuführen. Ein „Stadtregionalbahn“ genanntes Tram-Train-Projekt scheiterte 2015 am benachbarten Kreis Rendsburg-Eckernförde, der sich daran nicht beteiligen wollte. Nun soll es erst einmal ein klassisches stadtweites Straßenbahnnetz werden, das bei Bedarf ins Umland verlängert werden kann.

Autor

Jan Klein